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07.03.2022
Vor genau 100 Jahren wurde der Weltfrauentag am 8. März begründet. Damals engagierten sich erstmals Hunderttausende Frauen in Dänemark, Deutschland, Österreich und der Schweiz für bessere Arbeitsbedingungen und forderten das Frauenwahlrecht.Bei den Stadtwerken Bonn fördern Frauen mit ihren Kompetenzen vor allem eine moderne Führungs- und Arbeitskultur. Wir geben in diesem Artikel einen Einblick in die vielfältige Arbeitswelt einiger Kolleginnen.
Das Beste aus beiden Welten
"Ich bin keine Verfechterin einer ‚Frauenquote‘. Dass ich heute in der Position bin, in der ich arbeite, verdanke ich der Tatsache, dass ich neben fachlicher Kompetenz viel Führungsfreude mitbringe und dies gerne als Frau.Ich definiere mich über meine Arbeit und mag Menschen“, erzählt Anja Wenmakers, Geschäftsführerin SWB Bus und Bahn.
"Auf den Gedanken, dass meine Positionen weniger geschätzt werden könnten, weil sie von mir als Frau stammen, darauf bin ich nie gekommen", so Wenmakers.Stellt sie Unterschiede fest beim Führen ihrer Mitarbeitenden? "Ich führe gern gemischte Teams, da kommt das Beste aus beiden Welten zusammen. Auch wenn im Verkehrsbereich mehr Männer arbeiten als Frauen, hat das für mich keine Bedeutung. Im Gegenteil, ich erfahre großen Respekt. Das liegt nicht allein daran, dass ich eine Chefin bin, sondern, dass ich eine gute Chefin bin", lacht Wenmakers.
Anja Wenmakers arbeitet seit 2005 als Führungskraftbei SWB Bus und Bahn, seitOktober 2017 ist sie Geschäftsführerin der Stadtwerke-Tochter. Daneben bekleidet sie verschiedene Ämter im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Sie istMitglied des Vorstandesder VDV-Akademie und der VDV-LandesgruppeNRW sowie Mitglied des VDV-Ausschussesfür Marketing und Kommunikation. Wenmakers startete ihre Karriere 1986als Assistentin für Marketing und PR beiAmericanwear in München. Von 1989 bis2005 übernahm sie leitende Positionen inverschiedenen Unternehmen und Branchenin den Bereichen Marketing- und Vertriebsmanagement.
Chance genutzt!
„Ich habe gleich auf meiner heutigen Position bei den Stadtwerken Bonn angefangen. Das passte einfach wie die Faust aufs Auge“, sagt Carolin Herpertz. Die 57-Jährige ist seit 2017 die Leiterin des Fachbereichs Finanzen/ Forderungsmanagement. Anfang diesen Jahres kam noch der Fachbereich Debitorenbuchhaltung hinzu.
„Ich habe 13 Jahre als selbstständige Rechtsanwältin gearbeitet, bevor ich Referentin für Forderungsmanagement eines Unternehmens bei Frankfurt geworden bin. Als Kölnerin mit Leib und Seele bin ich nicht dorthin gezogen, sondern gependelt. Ich wollte zurück ins Rheinland und mich zudem beruflich weiterentwickeln“, erinnert sie sich. Die Chance bot sich bei den Stadtwerken Bonn.
Rechtliche Fragen beschäftigen sie seitdem nur in komplizierteren Fällen, zum Beispiel bei einer Insolvenz. „Meine Hauptaufgabe ist jetzt die Führung meiner 25 Mitarbeitenden, aber selbstverständlich auch das Strukturieren und Optimieren von Prozessen oder das Reporting an unsere internen Auftraggeber“, erklärt Carolin Herpertz.
Ihre Mitarbeiterschaft besteht aus 23 Frauen und zwei Männern. „Bei der Personalführung sind mir Kommunikation und Transparenz wichtig. Ich nehme meine Mitarbeitenden bei der Entscheidungsfindung mit. Das schätzen sie“, sagt die Fachbereichsleiterin. Frauen agierten als Führungskräfte auf der sozialen Schiene sicherlich anders als Männer, auch wenn sich das nicht verallgemeinern ließe. „Männer gehen sachlicher vor, bedenken beispielsweise weniger, dass Mitarbeitende schon bei einem Bürowechsel emotional betroffen sein können“, ist Herpertz überzeugt.
Der Bus ist meine Bühne
Claudia Willems, Busfahrerin bei SWB Bus und Bahn seit 1997, wird von den Kollegen auf dem Betriebshof auch gerne mal aus Spaß mit „Hallo Chefin“begrüßt. Die 58-Jährige gehört zu den rund fünf Prozent der weiblichen Busfahrerinnen, die das Unternehmen beschäftigt.
Für sie macht es keinen Unterschied, ob Frau oder Mann den Bus steuert: „Wir machen alle den gleichen Job, für den wir Geschicklichkeit und Weitblick haben müssen. Aber", meint sie lachend, „von den Fahrgästen kommt schon mal das Feedback, dass Frauen sanfter fahren“.
Die Beuelerin hat sich nach Jahren in ihrem ersten erlernten Beruf als Arzthelferin und als Politesse im städtischen Ordnungsamt bewusst entschieden, Busfahrerin zu werden. Und das, obwohl sie darin nicht unbedingt unterstützt wurde. „Im Gegenteil! Aber es ist ein schöner und sicherer Job bei einem angenehmen Arbeitgeber, auf den ich zählen kann“, sagt sie. Sieben Monate hat sie damals die SWB-interne Fahrschule besucht.
Heute hat sie jeden Tag einen anderen Dienstplan, fährt immer andere Linien. „Es ist schön zu erleben, wenn Fahrgäste sich freuen, mich am Steuer wiederzusehen“, sagt Claudia Willems. „Überhaupt ist der Bus ist ein bisschen meine Bühne. Sagen die Kunden 'Guten Tag', 'Danke' und 'Tschüss' ist das wie ein Applaus für mich“. Sechs Jahre hat sie bis zur Rente noch vor sich. „Was mache ich dann bloß? Ich glaube, ich kaufe mir einen Bus“, lacht sie.
Auf der Suche nach Chancen und Innovationen
„Mein Werdegang ist bisher von den Stadtwerken Bonn bestimmt“, sagt Eveline von der Stein, „ich bin in Bonn geboren und die Stadtwerke waren immer präsent für mich. Da lag es nahe, mich hier für eine Ausbildung zur Industriekauffrau zu bewerben. Es hat geklappt.“ Die Entscheidung war die richtige.
Nach der Ausbildung hat die 32-Jährige zunächst einen Platz in der Kundenbetreuung von SWB Energie und Wasser gefunden und später das Steuern der Dienstleister übernommen. Seit 2017 ist sie Leiterin des Fachbereichs Kundendialog mit 21 Mitarbeitenden. „Das heißt, ich führe wirklich tolle Menschen, stimme mich mit Schnittstellen ab, entwickle Prozesse weiter und suche nach Innovationen, um den Kundenservice noch werthaltiger zu gestalten“, so Eveline von der Stein. Bei aller Routine und gewonnener Resilienz ist für sie kein Tag wie der andere. „Der Job ist unglaublich spannend, abwechslungsreich und manchmal überraschend.“
Ihr Vorgesetzter hat sie vor fünf Jahren befördert und ihr damit die erste umfangreiche Führungverantwortung übergeben. „Ich weiß zu schätzen, dass er Potenzial in mir erkannt und mir die Aufgabe zugetraut hat. Ich achte darauf, offen und neugierig zu bleiben. Führung und Kundenservice sind eine sehr interessante Kombination – mir ist es wichtig Chancen zu erkennen, Veränderung und Ziele wertschätzend zu kommunizieren und diese dann als starkes Team gemeinsam anzugehen“, sagt sie.
Ob Frauen anders führen als Männer? „Ja sicher, Führen hat immer eine persönliche Nuance, das ist bei Frauen und Männern nochmal unterschiedlich ausgeprägt. Jeder und jede bringt ihre oder seine individuellen Stärken und Schwächen mit. Dessen sollte man sich bewusst sein. Wichtig ist, sich auf das Team und die jeweilige Situation einzustellen und dabei vor allem lösungsorientiert zu bleiben“, ist die Fachbereichsleiterin überzeugt.
Es lohnt sich!
Als Angela Franken vor 16 Jahren zu den Stadtwerken Bonn wechselte, hat sie „zuerst einmal das komplette Buslinien-Netz Bonns auf links gedreht“. „Es war mein erstes großes Projekt, ein neues Buskonzept zu entwickeln“, erinnert sich die 47-Jährige, die Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt Verkehr studiert hat.
Heute ist sie Leiterin des Bereichs Planung, Vertrieb und Leitstelle. Als Führungskraft ist es ihr wichtig, ihre 120 Mitarbeitenden zu fördern und stets nicht nur zu sagen, was zu tun ist, sondern auch warum. Als Bereichsleiterin ist sie für das Abstimmen des Bonner ÖPNV mit dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg, der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis verantwortlich. Zum Beispiel darüber, wie oft Linien fahren und welche Linien es gibt. Im Vertrieb kümmert sie sich übergeordnet um alles, was mit dem Service rund um den Ticketverkauf und die dazugehörige Technik zu tun hat, vom Kartendrucker im Bus über den Haltestelle-Automaten bis hin zu Apps.
Zudem ist sie stellvertretende Betriebsleiterin der Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung sowie der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung. Damit ist sie für den sicheren, ordnungsgemäßen Betrieb der Bonner Stadt- und Straßenbahnen verantwortlich. Die Betriebsleiterprüfung hat sie als vierte Frau bundesweit abgelegt. Nicht nur deshalb möchte Angela Franken am Weltfrauentag dazu ermutigen, „in Bereiche zu gehen, wo Frauen eine Minderheit sind. Es lohnt sich!“
Ein glücklicher Zufall!
„Schule ist nicht mehr meins“, beschloss Carina Holthoff mit 16 Jahren und bewarb sich stattdessen nach Abschluss der Realschule mit Erfolg für eine Ausbildung als Kauffrau für Bürokommunikation bei den Stadtwerken Bonn.
„Ein spannender Arbeitgeber, weil es in einem so großen Unternehmen viele Einsatzbereiche für eine Bürokauffrau gibt. Dass es die Personalabteilung geworden ist, war rückblickend ein glücklicher Zufall“, sagt Holthoff. Denn heute ist die 30-Jährige als SWB-Sachgebietsleiterin Ausbildung diejenige, die sich hauptamtlich um die Azubis kümmert. „Mir macht der Umgang mit den jungen Menschen und sie in ihrem Werdegang zu begleiten von Tag eins an großen Spaß. Der Führungsaspekt überwiegt jetzt natürlich. Typische Tage gibt es nicht. Es geht viel um die persönliche Entwicklung der einzelnen Azubis – aktuell sind es 105 –, also darum, wer wo übernommen wird. Es gilt auch zu planen, welche beruflichen Bereiche ausgebaut werden sollten und mehr“, erklärt Holthoff.
Bevor sie die Sachgebietsleitung im vergangenen Jahr übernahm, hat sie nach Abschluss ihrer eigenen Ausbildung zunächst als Assistentin der Bereichsleitung Personal gearbeitet, dann als Sachbearbeiterin für die Themen Bewerbermanagement und Ausbildung. Berufsbegleitend hat sie BWL studiert. Bei diesen Schritten hat sie immer Unterstützung von ihren Vorgesetzten erlebt – das waren bis auf ihren Ausbilder Frauen.
Führen Frauen anders? „Ich glaube schon. Frauen machen sich mehr Kopf um ihre Themen, meinen, sich mehr beweisen zu müssen. Trotzdem stelle ich in meinem eigenen Führungsstil keinen Unterschied zu meinen zwei Ausbilder-Kollegen fest. Ich bin vielleicht zu nett und versuche etwas noch zum Guten zu wenden, obwohl harte, gegensätzliche Fakten auf dem Tisch liegen“, sagt Holthoff.
Mit Freude bei der Arbeit
„Ich führe einen Gemischtwarenladen, indem es vom tropfenden Wasserhahn bis zum Neubau alles gibt. So hat es mein Vorgänger einmal beschrieben“, sagt Christina Fellerhoff lachend. Die 45-jährige Bauingenieurin ist 2006 zu den Stadtwerken Bonn gekommen.
Seit einem Jahr leitet sie den Fachbereich Gebäude-/Anlagenmanagement, Bauwesen und Gebäudemanagement bei SWB Bus und Bahn. Sie ist damit für alle Gebäude der SWB zuständig – vom Haupthaus bis zu den drei Betriebshöfen – und betreut zudem Maßnahmen in den unterirdischen Verkehrsanlagen der Stadtbahn. Ihr Aufgabenfeld und das ihrer elf Mitarbeitenden erstreckt sich vom Planen und Umsetzen diverser Baumaßnahmen über das Betreiben, Warten, Modernisieren sowie Instandhalten der bestehenden Gebäude und den technischen Anlagen.
Das Team Bau und Planung besteht aus einer Architektin und zwei Bauingenieuren, das Team Gebäudemanagement aus Elektrikern, Heizungs- und Sanitärinstallateuren sowie einem Landschaftsbauer. Sie sind im gesamten Stadtgebiet und für alle Konzerngesellschaften unterwegs. Zum Beispiel, wenn das Dach einer Trafo-Station saniert werden muss.
„In meiner täglichen Arbeit kommt es vor allem darauf an, die anstehenden Arbeiten innerhalb des Fachbereichs zu koordinieren und den Überblick zu bewahren. Mir ist es wichtig, dass meine Mitarbeitenden mit Freude zur Arbeit kommen. Nur dann kann jeder auch das Bestmögliche leisten. Das ist die Basis für eine gute Arbeit im gesamten Team“, erklärt Fellerhoff. Aus der Projektleitung möchte sich die gebürtige Coesfelderin nicht ganz herausnehmen. So wird sie zum Beispiel den Neubau des Busbetriebshofs Friesdorf in den kommenden zehn Jahren in der Projektleitung mitbegleiten.
Die Stärken im Blick
"Seit letztem Sommer leite ich den Fachbereich Dialog und Aktuelles. Das Team setzt sich aus Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammen. Momentan haben wir nur einen Mann im Team, aber auf das Geschlecht kommt es mir in der Führung weniger an, sondern darauf, was die Person beitragen kann", erläutert Pressesprecherin Stefanie Zießnitz.
"Unser Teams ist divers was den Erfahrungshorizont betrifft. Auch ein früherer Busfahrer und eine gelernte Zahnarzthelferin sind an Bord. Sie bringen ihre Sichtweisen mit ein", so Zießnitz. "Gerade bei Nachwuchskräften ist mir wichtig, dass sie lernen, Grenzen zu setzen. Wir sind durch Bereitschaften gewöhnt ständig erreichbar zu sein. Das betrifft Frauen genauso wie Männer. Allerdings glaube ich, dass Männern das Abgrenzen leichter fällt. Frauen neigen eher dazu für das Team Aufgaben zu übernehmen, wobei es auch hier Ausnahmen gibt", stellt die studierte Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin fest.
Vor ihrem Wechsel zu den Stadtwerken Bonn hat Zießnitz zwölf Jahre in unterschiedlichen Positionen im städtischen Presseamt gearbeitet. Zuletzt als Leiterin der Stabsstelle Interne Kommunikation. "Dort hatte ich keine Mitarbeitenden, ich habe also mehr mich selbst geleitet", schmunzelt die 38-Jährige und meint es doch ernst, denn die Strategie-Arbeit dieser Position kommt ihr in der Fachbereichsleitung heute entgegen. "Ich muss heute schon wissen, welche Projekte wir zum Ende des Jahres umsetzen, dieser Weitblick hilft nicht nur mir, sondern auch meinem Team, das sich darauf einstellen kann."
Jeder ist gleich, ob Frau, Mann oder divers
Sabine Roßgoderer ist Logistikmeisterin. Damit ist sie von Berufs wegen ein Organisationstalent. Das zahlt sich bei ihrem heutigen Arbeitgeber, dem Netzbetreiber BonnNetz, aus. Seit 2018 arbeitet sie im Tochterunternehmen der Stadtwerke Bonn in der Logistik und Warenwirtschaft des Fachbereichs Technik/Messstellenbetrieb.
Im Fokus ihrer Arbeit stehen analoge sowie digitale Stromzähler und Wärmemengenzähler für Fernwärme. Die 38-Jährige sorgt dafür, dass stets genug Geräte vorrätig sind, dass die BonnNetz-Monteure das richtige Material an Bord haben, wenn sie zur Kundschaft fahren, und dass ausgediente Zähler richtig entsorgt werden. Zudem stimmt sie sich mit Unternehmen ab, die Zählerwechsel im Auftrag von SWB durchführen. „Sie holen die Geräte bei uns ab“, erklärt Roßgoderer.
Bis zu 200 Zähler gibt die gebürtige Niederbayerin pro Tag heraus. Das Material liegt im Lager im Keller des BonnNetz-Firmensitzes bereit. „Ich bin daher viel zu Fuß unterwegs und nicht böse drum. Ich kann mich bewegen, lagere Paletten und Gitterboxen ein beziehungsweise um. Ich sitze nicht nur an PC und Telefon“, sagt sie. Manchmal, wie vergangene Woche, fährt sie zum Landesbetrieb Mess- und Eichwesen NRW nach Köln. Dann, wenn ein Kunde sicher sein möchte, dass sein Zähler korrekt läuft und ihn daher von unabhängiger Stelle überprüfen lassen möchte.
Mit ihrem Arbeitsplatz bei BonnNetz ist Sabine Roßgoderer in einer technischen Welt angekommen, in der Männer überwiegen. „Ich bin beruflich als Soldatin der Bundeswehr in einer Männerdomäne groß geworden, ich komme damit gut klar“, sagt die Logistikmeisterin. „Aus meiner persönlichen Sicht bräuchte es keinen Weltfrauentag; jeder ist gleich, ob Frau, Mann oder divers.“
Ich liebe das Bahnfahren
„Bahnfahrerin war immer mein Traumberuf, schon als Kind. Also bin ich es geworden“, sagt Larissa Wolski, die für SWB Bus und Bahn seit 2018 Straßenbahnen der Linien 61, 62, 65 steuert.Doch bis die Tochter eines Verkehrsmeisters ihren Traumberuf ausüben konnte, musste sie sich gedulden.
„Die kurze Prüfung zur Triebfahrzeugführerin darf man in Deutschland erst mit 21 Jahren ablegen. Deshalb bin ich Bäckereifachverkäuferin geworden und habe gewartet, bis ich 20 war. Dann habe ich die dreimonatige Ausbildung gemacht und die Prüfung genau am Tag meines 21. Geburtstags“, erinnert sich die 29-Jährige. Ab da steuerte Larissa Wolski, Spitzname „Gleiselfe“, Bahnen in und um Heidelberg und – nach dem Umzug mit ihrem Mann ins Rheinland – in Bonn. „Ich habe bei SWB damals angefragt, ob eine Stelle frei ist, und Glück gehabt“, sagt sie. „Ich liebe das Bahnfahren. Ich bin ein Stück weit meine eigene Chefin und freue mich, Fahrgäste von A nach B sicher ins Ziel zu bringen. Es ist schön, wenn mich Fahrgäste begrüßen. Ich habe einen ganz treuen Fahrgast, einen fünfjährigen Jungen, der mir sogar ein Armband gebastelt hat.“
Als Frau ist Larissa Wolski immer noch eine Exotin unter den SWB-Bahnfahrern, Männer sind in der Mehrzahl. Ob sie sich von ihnen unterscheidet? „Frauen sind andere Geschöpfe“, lacht Larissa Wolski. „Wir fahren sanfter, bremsen sanfter und machen manchmal die Türe nochmal auf." Wenn Larissa Wolski bei Feierabend die Türen endgültig schließt, ist mit der Bahn aber noch lange nicht Schluss. Dann beginnt für das „Schienenhörnchen“, wie sie sich selbst nennt, das Hobby Bahn. Sie vertieft sich in die Bahntechnik oder dekoriert ihren Garten mit Weichen-Signalen und Zug-Schlusslichtern.
Fotos: Martin Magunia und Benjamin Westhoff
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